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Jin Shin Jytusu: Geheimtipp für Pferde

Mit einer Cranio-Sacral-Kollegin habe ich Anfang Dezember 2011 einen Stand  auf der „Pappas Amadeus Hores Indoors“ im Messezentrum Salzburg gewagt. Dies ist ein sehr großes 4-tägiges Reitturnier mit Messeanteil.

Neben unserem Stand hatten wir auch die Gelegenheit, Vorträge im Vorführring zu halten. So habe ich Jin Shin Jyutsu für Tiere mit praktischen Beispielen vorgestellt. Die Ponies der Ponygruppe Liefering waren die kleinen Assistentinnen.

Das erste Pony am Donnerstag war etwas unruhig, da die Herde fehlte, und reagierte beim Halten des 23-25-Stromes recht unwillig. Im Nachhinein bestätigte mir die Ponybesitzerin die wiederkehrenden Probleme des Lendenwirbelbereiches.

Das Schimmel-Pony Lilly genoss die Berührungen während meines Vortrages und fühlte sich „im Fluss“ an. Es stellte sich heraus, dass die junge Pferdewirtschaftsmeisterin, die das Pony für mich hielt, Lilly regelmäßig strömt. Dies hätten sie auf der Landwirtschaftsschule durch die Mutter einer Lehrerin kennen gelernt, aber nur unter dem Begriff Strömen.

Als ich ganz begeistert bzgl. dieses Angebotes eine Lehrerin der Landwirtschaftsschule darauf hin ansprach, war diese eher ablehnend. Nicht der Sache gegenüber, gab aber zu bedenken, dass Landwirte das alles nur für Esoterik halten. Mein Einwand, dass schon öfters Milchbäuerinnen meine Kurse besucht hätten, ließ sie nicht von ihrer Meinung abweichen, dass man JSJ nicht wirklich öffentlich anbieten kann. Anscheinend gelangt Jin Shin Jyutsu eher über Umwege an manche Orte und ist so wirklich noch ein Geheimtipp.

Schade.

Fallbeschreibung: Ein Schimmel geht …

Ich wurde zu einem krebskranken Pferd gerufen. Die Besitzerinnen, die Jin Shin Jyutsu schon kannten, konnten sich nicht entschließen, das Pferd einzuschläfern.

Der Wallach ging mit den anderen Pferden auf die Koppel, fraß aber nichts mehr. So weit ich mich erinnern kann, begann ich mit dem Zentralstrom. Die Reaktion war ein wirklich extrem lautes Rollen und Grummeln im Darm. In dieser Art und Weise hatte ich so etwas noch nie gehört. Und er konnte sich auch entspannen.

Ich zeigte noch Griffkombinationen und wir kamen überein, dass das Pferd eingeschläfert wird, wenn es nicht beginnt zu fressen. (Auch wenn sich alle Tierbesitzer wünschen, dass das Tier einfach tot umfällt.)

Am nächsten Tag erfuhr ich, dass er nach der Harmonisierung noch den ganzen Tag mit den anderen auf der Koppel war und dort aber nur stand. Am Abend als sie die Herde holten, ging er hinter der Besitzerin Richtung Stall und plötzlich brach er tot zusammen.

Zuerst war ich sehr  betroffen, aber so langsam kam der Gedanke, dass Jin Shin Jyutsu den Energieweg frei gemacht hat, damit er gehen konnte. Es war eine traurige aber gute Lösung für alle.

Ich gehe davon aus, dass er sogar noch gewartet hat, um sich zu verabschieden. Ich mache immer wieder die Erfahrung, dass Tiere sehr unterschiedlich bei Geburt und Tod agieren und das hängt nicht von der Tierart ab. Manche wollen allein sein, manche suchen die Zuflucht bei ihrem Menschen oder warten zum Verabschieden bzw. bis die Geburt einsetzt.

Rusty: ein Pferd lernt Jin Shin Jyutsu kennen

Rusty ist ein Quarterhorse und war schon als Fohlen ein mutiger und neugieriger Bengel, dem schnell alles zu langweilig wurde und der auch sehr deutlich zu verstehen gab und auch noch gibt, wenn ihm etwas nicht passt. Eine Trainerin meinte einmal, sie habe noch nie ein Pferd gesehen, dem man so stark den „Grant“ im Gesicht ansehe. Er zeigte es uns aber auch sehr deutlich durch Buckeln.

Er hat uns aber auch gelehrt, genauer hinzusehen was wirklich ist, denn er ist weder faul noch generell ein Griesgram. Seine Eskapaden hatten meist mit Schmerzen zu tun. Außer er war der Meinung, dass man nicht um 6.00 Uhr morgens (wegen der Bremsen im Hochsommer) ausreitet, wenn er sich doch die ganze Nacht den Bauch auf der Koppel vollgeschlagen hatte und einfach sehr müde war.

2000 (5-jährig) hatte er einen Unfall. Er rutschte auf regennasser Hangwiese aus und unter dem Zaun durch. Rein „optisch“ war nichts passiert, doch im Laufe von Monaten wurde sein Gang „unrund“, was bis zur Lahmheit führte. Röntgen und weitere Untersuchungen ergaben keinerlei Ergebnis. Nach Alternativen suchend bekam Rusty eine Cranio Sacral-Anwendung, bei der verschobene Hals- und Lendenwirbel gefunden wurden.

Jin Shin Jyutsu kannte ich damals noch nicht lange, habe es aber bereits mit meinen Tieren geteilt. Während Rusty’s Mutter gleich auf meine Strömversuche mit Schmatzen, hängender Lippe, geschlossenen Augen und anderer Atmung reagierte, zeigte Rusty anfangs keinerlei Reaktionen. Er schaute mal fragend, fand es dann aber interessanter meine Schuhbänder zu öffnen, Dinge anzunagen, sich die Gegend anzuschauen etc.

Um den Heilungsprozess und den inzwischen veränderten Muskel- und Bänderapparat zu unterstützen, beschloss ich, Rusty nun täglich zu strömen. Während der Hafer-Fütterung wurde die Herde im Offenstall angebunden und ich nutzte diese 15 Minuten, um ihn in Ruhe zu strömen.

Ich rate heute in meinen Tierkursen davon ab, die Tiere anzubinden oder dabei zu füttern. Denn so lässt sich besser beurteilen, wann das Tier genug hat oder es hat die Gelegenheit, sich zu strecken und zu kratzen. Ferner merkt man besser, welche SES „bedürftig“ sind. Da ich aber weder Box noch eine hilfreiche Hand zur Seite hatte, wählte ich diesen Weg.

Ich strömte ihn ca. 4 Wochen lang konsequent täglich. Eines Tages traf ich Rusty dösend im Stall an und begann ihn gleich zu strömen, vor der Fütterung. Und siehe da, nun kamen auf einmal heftige Reaktionen: er streckte sich, schnitt Grimmassen, rollte mit den Augen, streckte die Zunge raus, verschob den Kiefer… und das bestimmt 15 Minuten lang – er war richtig mit sich beschäftigt. Es war, als hätte man einen Schalter umgelegt. Seit dem genießt er JSJ und teilt mir auch „körperlich“ mit, welchen Teil von sich er nun geströmt haben will, indem er den gewünschten Part zu mir stellt.

Heute habe ich immer wieder Pferdeklienten, die wie Rusty damals, beim Strömen erstmals keine Reaktionen zeigen. Danach, wenn sie alleine sind und in Ruhe, beginnen sie aber zu gähnen, Grimmassen zu schneiden usw. und auch zu schlafen. Ich empfehle deshalb, dem Tier die Möglichkeit des Rückzuges und des Verarbeitens zu geben.

Und manche brauchen auch etwas Geduld, um JSJ erst kennen zu lernen und dann genießen zu können.

(Ein guter Strom für Rusty ist der Gallenblasenstrom; sagt uns das aber nicht schon der erste Absatz? ;-)

Ergänzung 2013

Rusty ist inzwischen 18 Jahre alt und die große Freude meiner Schwester Valerie, die mit ihm dieses Jahr die Abschlussprüfung zum NHT-Trainer bestanden hat. Mit ihr kann er seine Vielseitigkeit und Aktionliebe ausleben.